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URLAUB WIE DAMALS

NUR BESSER UND BILLIGER!

Wer es das Hilton mag – bitte. Wer Gastlichkeit und Herzlichkeit schätzt, der wird sich in kleinen Familienhotels wohl fühlen. Die gibt es in Österreich noch zahlreich. Sie erneuern sich und ihr Angebot regelmäßig und bleiben doch immer sie selbst. Und das Beste: das Preis-Leistungsverhältnis ist unschlagbar.

Text: Heimo Rollett

Am Ende des Aufenthalts bekommt man ein Sackerl gefüllt mit Zirbenholzspänen geschenkt. Das ist gemein. Denn der Duft, dieser einzigartig feinharzige Geschmack, fährt direkt von der Nase in jene Abteilung des Gehirns, die für Entspannung zuständig ist. Und die meldet den Reiz weiter an den Erinnerungskortex. Herrlich war das, denkt man sich, dort im Hotel Waldfriede.

Und nichts daran ist falsch. Es ist wunderbar und, dass man die kleine duftende Aufmerksamkeit am Ende des Aufenthalts geschenkt bekommt, passt ins Bild: Das Hotel Waldfriede ist eines der Beispiele für die gelungene Wandlung von einer verstaubten Old-School-Bude zum Familienhotel 2.0, ein Gasthaus eben im eigentlichen Sinn des Wortes. Hier kennt man die, die einchecken nicht aufgrund der CRM-Software, sondern weil es Stammgäste sind. Hier ist man in einem Vierstern-Haus, das gerade mal 82 Euro pro Person für das Doppelzimmer nimmt – inklusive Frühstück, Abendessen und diversen anderen Leistungen – und gut aufgehoben, weil Andrea Erlebach einen prompt begrüßt und bisweilen auch ihr Vater und ihr Bruder, der weiter oben das Berghotel Hochfügen führt. Da spürt man Familie. Bruder und Schwester Erlebach erzählen heute noch, wie sie früher dem Vater ins eisige Skilift-Hütterl mittags ein warmes Essen brachten. Oder, wie sie die Aschenbecher vom späteren Busunternehmen ausputzen.

Vorreiter der Budget-Hotels

 

Solche Jobs sind keine geilen Managerpositionen, sondern Herzensangelegenheiten. Es menschelt, das ganze Haus. Es geht nicht darum perfekt zu sein, und deswegen steht im Skikeller auch noch ein Zigarettenautomat. Erinnerungen an den Schulschikurs sagen kurz Hallo. Diese Art von Hotels, diese familiengeführten Häuser, gehen in der Immobilienberichterstattung unter, wohl weil sie keine Assetklasse für Investoren sind. Dabei machen diese Ferienhotel schon lange vor, was städtischen als Budgethotel erste vor kurzem „entdeckt“ wurde. Alles, was man braucht, gibt es, und manches, was nicht so wichtig ist, findet halt nicht statt. Wichtig: gutes Essen, ein zeitgemäßer Raum zum Dinieren, und Gott sei Dank haben die Eigentümer im Zuge der stetigen Erneuerung die urige alte Stube nicht entfernt. Nirgendwo schmeckt ein Fondue besser als hier. Es scheint auch keinen anderen Platz in den Alpeb zu geben, in dem im Bergsommer mehr los ist als im Zillertal. Weil das Hotel Waldfriede etwa tatsächlich mitten im Hang liegt, reicht ein Schritt hinaus, und man steht auf der Wiese mit Blick über Fügen. Über 200 geführte Wanderungen gibt es in diesem Sommer (zu 30 verschiedenen Themen!), und wer mit Kindern unterwegs ist, wird das Lama-Trekking, den Waldwichtelweg und das Almerlebnis im Zillergrund schätzen.

BEINMASSAGE FÃœR ALPENÃœBERQUERER

Dass die Zillertaler mit der Zeit gehen und nicht in der in dem Tal gedrehten Piefke-Saga hängen geblieben sind, zeigt auch die Aktion „Single mit Kind“, die vom Berghotel Hochfügen angeboten wird. Und Geschäftsführer Ernst Erlebach macht seit kurzem noch eine ganz andere Zielgruppe aus – Weitwanderer und Alpenüberquerer. Hochfügen liegt auf der beliebten Alpenüberquerungsroute Tegernsee-Sterzing und die Transalpinisten häufen sich in den letzten Jahren. Deswegen hat Ernst Erlebach ein besonders Package geschnürt: Das Berghotel soll Energietankstelle für die Wanderer sein, hier sollen sie in richtig gemütlichen Betten und bei gutem Essen sowie mit Sauna, Schwimmbad und Beinmassage wieder zur Hochform auflaufen.

Mega-Projekt kommt

 

Lage, Lage, Lage zählt bei den Hotels heute vielleicht mehr als bei einem Office in der Stadt. Das Berghotel Hochfügen liegt genau so mitten in der Natur wie im Winter an der Piste. Gleiches gilt für das Waldfriede in Fügen. Im Winter schnallt man sich direkt vor der Haustüre die Ski an und carvt hinunter zur neu errichteten Talstation der Spieljochbahn. Mächtig steht sie da, brav in Holz gekleidet, aber ist sie nicht ein wenig zu massiv geworden? „Gar nicht“, erzählt der Verkäufer im Sport 2000 Skiverleih Unterlercher, gleich gegenüber der Talstation. Die Bahn bilde nämlich den Grundstein einer in Europa einmaligen Lift-Konstruktion, die die Skigebiete Spieljoch und Hochzillertal verbinden wird. Die Spieljochbahn ist so zu sagen der Zubringer für eine Mega-Seilbahn, die quer über das Tal gespannt sein wird, von einem Gipfel zum anderen. Nur drei Stützen werde die Bahn haben, die höchste sei 140 Meter hoch und in der Mitte gondelt man über 1.000 Meter vom Boden entfernt zum gegenüberliegenden Skigebiet, verrät Heinz Schultz, Investor des Mega-Projekts und größter privater Seilbahnbetreiber Österreichs. Klar, Vorhaben wie diese werden die Tageskarte nicht billiger machen. Aber dafür gibt es wenigstens leistbare Hotels …

7,3 Millionen Nächtigungen bei 55.000 Betten verzeichnet das Zillertal pro Jahr.  Das Entertainment-Angebot ist in den Alpen wegweisend. Wer’s musikalisch zünftig mag, ist hier gut aufgehoben. Ende Juli findet die Zellberg Buam Alpenparty statt (27. bis 29. Juli 2018), kurz davor geht das Jubiläums Ursprung Buam Fest über die Bühne und beim JUZI Openair spielen „Die jungen Zillertaler“ auf. Dass es genügend Auslauf für Sportler gibt, versteht sich eigentlich eh von selbst, dennoch hier in Zahlen gefasst: Insgesamt 1.200 Kilometer Bikerouten und 1.400 Kilometer Wanderwege mit Gipfeltouren, Almwanderungen und Themenwegen warten im Zillertal darauf, von den Ausflüglern erkundet zu werden. Auf Naturlehrpfaden können Urlauber die wasserreiche Zillertaler Natur bewusst sehen, riechen und fühlen.

Oder sie folgen auf einem Wasserfallweg einmal dem Lauf des Gletscherwassers und beobachten, wie es sich seinen Weg durch die Berge ins Tal bahnt. Die feinen, elektrisch geladenen Teilchen, die an den insgesamt 15 Wasserfällen durch die Luft spritzen, sind ein berauschendes Naturschauspiel. Von seiner ruhigen Seite zeigt sich das Zillertaler Wasser beispielsweise bei einer gemütlichen Wanderung zum malerischen Latschensee, beim Bike & Hike am Stillup Stausee oder am Hintertuxer Gletscher. Dort kann das nasse Element im Natureispalast das gesamte Jahr über in gefrorenem Zustand bewundert werden. Über 20 Actionanbieter offerieren darüber hinaus einmalige Erlebnisse – zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Beim Paragleiten, im Hochseilgarten oder beim wilden Rafting auf dem Ziller können Abenteuerlustige das Zillertal einmal aus einer ganz anderen Perspektive wahrnehmen.

Hotel Waldfriede

Der Logenplatz im Zillertal, auf einer Anhöhe in Fügen am Eingang des Tals gelegen. Direkt an der Skipiste. Netter Betrieb mit Stück für Stück erweiterten und erneuerten Bereichen.

www.waldfriede.at

Berghotel Hochfügen

Hotel auf 1.500 Meter Seehöhe und direkt in Hochfügen an den Pisten bzw. Almen. Wird im Sommer etwas kühler, im Winter dafür ein sympathisches Skigebiet.

www.berghotel-hochfuegen.at

Urlaub wie damals

Fotos: Heimo Rollett, Bernd Ritschel, Hotel Waldfriede, Zillertal Tourismus (Berghotel HOCHfügen)

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