Kommt Rumänien wirklich so schnell zurück? Wird die UBM in Wien Büros entwickeln? Und warum investiert sie eigentlich in Frankreich? Karl Bier, UBM-Vorstand, erklärt es mir in diesem Interview.
Noch sind am Wiener Büromarkt keine neuen Mieteranstürme in Sicht. Antizyklische Developer beginnen sich aber zu rüsten. Können Sie sich Büroprojekte in Wien vorstellen?
Bier: Egal ob neue Mieter den Wiener Büromarkt stürmen werden oder ob nur die Nachfrage anspringt – theoretisch können wir uns vorstellen auch in Wien wieder Büroflächen zu entwickeln. Die Betonung liegt aber auf theoretisch. Als Entwickler stufen wir Warschau, Prag, München und Frankfurt attraktiver als Wien ein. In Polen und Tschechien liegen bei gleicher Qualität die Produktionskosten um mindestens zehn Prozent unter dem heimischen Niveau. Die Mieten hingegen fallen um zehn Prozent höher aus. Beide Länder werden dieses Jahr ein Wachstum von drei Prozent erreichen, Österreich hingegen nicht einmal die Hälfte. Wenn die Wirtschaft wieder richtig anspringt, wird es sich gewinnbringend bemerkbar machen, dass die polnische Hauptstadt nur rund 40 Prozent der Wiener Bürokapazitäten hat. Deutschland ist für UBM interessant, weil man bei annähernd gleichen Baukosten höhere Mieten erzielen kann. Auch können Neuentwicklungen rascher bei Fonds und institutionellen Investoren platziert werden als hierzulande.
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Das überraschendste Land im UBM-Portfolio ist sicherlich Frankreich, wo sie ja beim Disneyland Hotel(s) halten. War’s das oder gibt es in Frankreich weitere Ambitionen?
Bier: Wieso Überraschung? UBM entwickelt, vermietet und verkauft Immobilien in Europa. Mit den Aktivitäten im Großraum Paris schaffen wir ein bewusstes Gegengewicht zu Osteuropa. Frankreich ist somit ein logischer Bestandteil unserer regionalen Diversifikationsstrategie. Abgesehen davon, ist das Land einer unserer ersten Auslandsmärkte. Bereits in den 20er Jahren hat die damals noch unter Union Baumaterialien firmierende Gesellschaft in Frankreich Villen gebaut und Grundstücksgeschäfte abgewickelt.
Kommen wir nach dem kurzen historischen Exkurs zur Projektpipeline. In Porte de Bagnolet, am Stadtrand von Paris, planen wir gemeinsam mit einem lokalen Partner den Bau eines großen Hotel- und Bürokomplexes. Darüber hinaus sind wir im Zentrum von Paris auf der Suche nach einem geeigneten Standort für ein Hotel.
Experten sprechen davon, dass der rumänische Immobilienmarkt langsam wieder zur Normalität findet. Interessant für Sie oder bleiben Sie abwartend?
Bier: Das ist Wunschdenken. Außerdem wird die aufkommende politische Krise zwischen Russland und der Ukraine Investoren von einem Wiedereinstieg abhalten. Wir warten weiter ab. Aufgrund des, für ein Unternehmen unserer Größe, sehr hohen Diversifikationsgrades nach Märkten und Assetklassen ,kann UBM ausgesprochen flexibel auf konjunkturelle oder politische Veränderungen reagieren. Wer viele Standbeine hat, kann sich die attraktivsten Märkte aussuchen.
Wie viel planen Sie heuer zu investieren und in welcher Höhe soll verkauft werden?
Bier: UBM wird 2014 rund 100 Mio. Euro investieren. Wie viel verkauft werden soll, geben wir nicht bekannt. Wir sprechen nicht über ungelegte Eier, sondern informieren erst, wenn eine Transaktion unter Dach und Fach ist. Window Dressing haben wir nicht notwendig.
Projektübersicht 2014
Wie sieht die geplante Verteilung Wohnen – Gewerbe aus (bei neuen Projekten)?
Bier: 2014 liegt der Fokus (ebenso wie 2013) auf Wohnbau in Deutschland, Büros in Polen sowie Errichtung und Betrieb von Hotels.
Direkt am Starnberger See plant die UBM-Tochter hochwertige Eigentumswohnungen. Das Ufergrundstück ist eine der besten Lagen im Einzugsbereich der bayrischen Landeshauptstadt. Im Münchener Bezirk Pasing arbeitet man mit Partnern an der Entwicklung eines riesigen Wohngebietes. Bis 2025 sollen dort 230.000 m² Wohnfläche entstehen. Der Münchner Grund-Anteil liegt bei etwa 42.000 m² oder 550 Einheiten. In Frankfurts neuem und beliebten Stadtteil Riedberg entsteht entlang der Altenhöferallee mit central living riedberg eine großzügige Wohnanlage mit integrierten Geschäftsflächen. Wohnbauschwerpunkt aber ist Berlin. In der Hauptstadt wird nach der Art deco-Anlage Inselstraße – man hätte gut und gerne doppelt so viele Wohnungen platzieren können – mit Hochdruck weiter entwickelt. Die nächsten Bauvorhaben sind Berliving, 136 hochwertige und besonders energieeffiziente Wohneinheiten in Charlottenburg-Wilmersdorf, und exklusive Innenstadtwohnungen nahe dem ehemaligen deutsch-deutschen Grenzübergang Checkpoint Charlie.
In Österreich wird dieses Jahr im Zentrum von Salzburg die exklusive Eigentumsanlage Sternbrauerei Riedenburg fertiggestellt, in Graz werden zwei Objekte entwickelt.
In Breslau errichtet UBM unter dem Projektnamen Times II ein Bürohaus. Ein 5.300 m² großes Grundstück in bester, mit der Wiener Ringstraße vergleichbaren, Innenstadtlage wurde bereits 2012 im Rahmen einer Ausschreibung von der Kommune erworben. Geplant ist die Errichtung eines gemischt genutzten Ensembles in drei Bauteilen mit einer Bruttogeschoßfläche von 39.000 m². Baubeginn ist im zweiten Quartal 2014. Die Immobilienentwicklung zeichnet sich durch postmoderne Architektur und spannende Fassadengestaltung aus. UBM und die Stadt Breslau wollen damit einen bewussten Kontrapunkt zur historisierenden Umgebung setzen. Die Ausführung entspricht den heute geforderten Nachhaltigkeitskriterien, eine LEED-Zertifizierung in der Kategorie Gold ist geplant.
Mitte des Jahres stellen wir in Krakau den Ende 2012 begonnenen Alma-Tower fertig. Das 14-stöckige Bürohochhaus ist knapp 3 km vom Zentrum entfernt und hat dank seines kubistisches Fassadenbildes bereits jetzt Landmark-Funktion erlangt. Seinen Namen verdankt das 10.000 m² Nutzfläche umfassende Bürohochhaus dem Hauptmieter, dem polnischen Einzelhandelskonzern Alma Market, der 50 Prozent der Fläche angemietet hat. Warum ich bei nur 15 Obergeschoßen von einem Hochhaus spreche? In der Renaissancestadt Krakau ist der Alma-Tower eines der höchsten Bauwerke.
In Warschau möchten wir dieses Jahr gemeinsam mit der CA Immo die dritte Ausbaustufe des Poleczki Business Park in Angriff nehmen. Die Nachfrage ist vielversprechend. Auch in München und Prag entstehen Büroflächen.
In Frankfurt befindet sich ein Holiday Inn Hotel in Bau und in Amsterdam planen wir nach dem erfolgreichen Start des Crowne Plaza ein Hyatt Regency. Bereits letztes Jahr wurde dafür ein Innenstadt-Grundstück im Universitätsviertel erworben und baureif gemacht. In München wollen wir 2014 mit der Erweiterung des angelo Leuchtenbergring beginnen.