In München steht ein … neues Haus, und zwar komplett neu. Um so spannender finde ich, wie die Fassade gestaltet wurde. Der Architekt Thomas Kröger habe eine Hommage an den Ort und die gewachsenen Strukturen des Gärtnerplatzviertels geschaffen, heißt es in einer Aussendung und dort spricht man auch von einer „Mehrdeutigen Fassade“:
Thomas Krögers Entwurf spielt bewusst mit historischen und zeitgenössischen Referenzen. Denn: „Städtische Räume sind dann angenehm, wenn wir sie als gewachsen empfinden, wenn das Zusammenspiel unterschiedlicher Architekturen ein charismatisches Gesamtbild erzeugt“, so der Architekt. Zur Isar hin reiht sich der Neubau – im Rahmen der Auflagen des Denkmalschutzes und mit breiter Zustimmung der Gestaltungskommission – selbstbewusst in die Erhardtstraße ein. Mit ihrem Spiel aus vorgelagerten Säulen und Erkern greift die Fassade typisch klassizistische Motive des repräsentativen Wohnens der Umgebung auf. Raumhoch verglast, verkörpern die Erker gleichzeitig die Vorzüge der Moderne und machen den Ausblick auf den Fluss zum integrativen Bestandteil der Wohnräume. Die grafische Gestaltung der geschlossenen Fassadenelemente wiederum ist eine Reminiszenz an die Sgraffito-Technik der italienischen Renaissance, die auch in München bis in die Nachkriegszeit hinein Tradition hatte, heute aber nur noch selten angewandt wird. Die beiden ikonischen Steildächer vermitteln zwischen den unterschiedlichen Höhen der Nachbarhäuser. Ihre Kupferverkleidung betont einerseits die Besonderheit der Dachform, zugleich wird ihre Patina sie über die Jahre immer klarer in die historische Dachlandschaft einbinden.
Bilder: Thomas Weinberger für Euroboden